MAYEN-KOBLENZ

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Interview mit Achim Hütten

Veröffentlicht am 29.04.2008 in Service
Herr Hütten, sie sind am 16. Februar 2008 einstimmig zum Landratskandidaten nominiert worden. Was hat sie bewogen, diese Herausforderung anzunehmen, obwohl sie doch als Oberbürgermeister in ihrer Heimatstadt Andernach eine herausragende Arbeit machen?
Demokratie bedeutet auch, immer sich selbst einzubringen für die Gemeinschaft. Neben meiner Tätigkeit als Oberbürgermeister bin ich ja nun auch schon über 1 ½ Jahrzehnte Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag Mayen-Koblenz. Den Erfolg, den wir für Andernach hatten, möchte ich gern für eine ganze Region erzielen. Das macht den Reiz der Herausforderung für mich aus.

Sie sind bereits mit 27 Jahren in den Rat der Stadt Andernach, mit 33 Jahren in den Kreistag und ein Jahr später in den Landtag gewählt worden. Seit 15 Jahren sind sie Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister der Stadt Andernach. Haben sie in ihrem bisherigen Leben auch an eine andere als eine politische Karriere gedacht?
Ich bin mit Leib und Seele Kommunalpolitiker. Die Karriere, die Sie kurz aufgezeichnet haben, war nicht geplant, sondern hat sich ergeben aus dem Engagement, aus der Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger. Sicher hätte ich auch in den 80er Jahren mir eine andere Karriere vorstellen können – ich war ja hauptberuflich Mitarbeiter der Deutschen Krankenversicherung in Köln und hatte kurzzeitig das Angebot, die Filiale in Frankreich zu betreuen. Heute sehe ich meine Zukunft im Kreis Mayen-Koblenz und in der Region Mittelrhein. In der Konkurrenz der weltweiten Auseinandersetzung haben wir hier hervorragende Ausgangsbedingungen. Hier möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dies zu nutzen.

In Ihrer Wahlrede haben sie das Thema Bildung als das Hauptthema ihrer Tätigkeit als Landrat bezeichnet. Diese Absicht haben viele Politiker. Was wollen sie im Einzelnen verändern und wie wollen sie diese Veränderungen erreichen?
Wichtig ist, dass wir kein Kind zurücklassen. Jede Schülerin, jeder Schüler muss einen qualifizierten Abschluss erreichen. Das erzielen wir nicht allein mit der Schulstruktur-Reform, sondern wir müssen Kinder im frühesten Alter gezielt fördern. Konsequente Umsetzung der Bildungs- und Erziehungsrichtlinien des Landes Rheinland-Pfalz mit dem Schwerpunkt Sprachförderung ist das Gebot der Stunde. Wir brauchen mehr Ganztagsschulen, mehr integrierte Systeme; Kinder müssen länger gemeinsam lernen, damit nicht schon im Alter von 10 Jahren „aussortiert“ wird. Kinder und Eltern brauchen Hoffnung, dass es im Bildungssystem wieder gerecht zugeht.

Wie stehen sie persönlich zur Ganztagsschule und ist dies ihrer Meinung nach eine zwingend notwendige Einrichtung in der heutigen Zeit, da in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig sind?
Wir brauchen die Ganztagsschule, damit Eltern ohne schlechtes Gewissen Familie und Beruf miteinander verbinden können. Ganztagsschule muss aber nicht überall zwingend sein. Wo der Hort als das bessere Modell gewählt wird, kann er als Alternative zur Ganztagsschule im Grundschulbereich dienen. Dringend brauchen wir den Ausbau von Ganztagsangeboten in Realschulen und Gymnasien des Kreises – hier allerdings nicht nur betreuend, sondern dann soll der Lehrplan auch auf ganze Tage abgestimmt sein.

Sie haben in ihrer Wahlrede auch von der kreiseigenen Misere in der beruflichen Bildung gesprochen und beklagt, dass junge Menschen an mehr als 20 Jahre alten Maschinen des vorigen Jahrhunderts ausgebildet werden. Wie stellen sie sich vor, diesen unhaltbaren Zustand zu verbessern?
Konkret denke ich, sollten wir Mittel der WfG auch dazu verwenden, die Ausbildung auch an den Berufsschulen auf den modernsten Stand zu bringen. Was nützt uns Clusterbildung, was nützt uns der Grundsatz, „Stärken zu stärken“ und mit der Wissenschaft zusammen zu arbeiten, wenn unsere Schülerinnen und Schüler an der Berufsbildenden Schule nicht an modernsten Maschinen ausgebildet werden?

Ihre Heimatstadt Andernach ist das zu Hause eines der weltweit größten Weißblechproduzenten. Da der Landkreis auch für Wirtschaftsförderung zuständig ist, wird dieser Bereich im Falle ihrer Wahl auch zu ihren Aufgaben gehören. Wie stellen sie sich ein faires und kooperatives Miteinander zwischen Industrie und Politik vor?
Die Wirtschaftsförderung in unserem Landkreis arbeitet seit Jahrzehnten erfolgreich und gut. Viele Erfolge konnten wir auch durch die Dienstleistung aus einer Hand im Landkreis Mayen-Koblenz sicherstellen. Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass Wirtschaftsförderung sich nicht nur darauf beschränkt, sondern dass sie alle Standortfaktoren einer Region herausheben muss. Dazu gehören auch, wie oben beschrieben, gute Bildungsangebote und gute Angebote für Familien mit Kindern. Diese Standortfaktoren werden zunehmend auch die Ansiedlungsentscheidungen der Freien Wirtschaft bestimmen.

Herr Hütten, Sie kommen aus einem der schönsten Teile Deutschlands. In diesem Teil des Rheintals stellt der Fremdenverkehr eine der Haupteinnahmequellen dar. Mit der Erschließung des Kaltwassergeysirs auf dem Wert bei Namedy haben sie entscheidend dazu beigetragen, einen ein touristisches Highlight zu schaffen. Wie stellen Sie sich die Zukunft des Fremdenverkehrs im Kreis vor?
Unsere Region an Rhein und Mosel hat eine große Zukunft auch im Tourismus. Der Nachholbedarf an touristischer Infrastruktur gegenüber Regionen z. B. an der Nordsee und in den Alpen ist enorm. Mit landschaftlicher Schönheit, mit Kultur, mit Wein und netten Menschen können wir mit jeder Region der Welt mithalten. Ich sehe aufgrund der internationalen Entwicklungen riesige Chancen, dass insbesondere internationale Touristen die Eifel, den Rhein und die Mosel besuchen werden. Hier gilt es jetzt, mit dem Vulkanpark als Dachmarke weltweit Werbung zu machen und auch neue Investoren, aber auch die heimischen Gastronomen von den Investitionschancen zu überzeugen.

Ein in der Bevölkerung hoch geachtetes Thema ist die Abfallbeseitigung. Nach der peinlichen Niederlage des Deponiezweckverbandes vor dem Europäischen Gerichtshof in Sachen Ablagerung unbehandelten Mülls in der Deponie Eiterköpfe und der ebenfalls gerichtlich zu Fall gebrachten Ausschreibung zur Vorbehandlung des Abfalls ist es zurzeit etwas ruhig geworden. Nach den saftigen Erhöhungen der Gebühren in den letzten Jahren wurde für das Laufende Jahr eine 5 prozentige Senkung der Gebühren beschlossen. Wie sehen sie die künftige Situation des Deponiezweckverbandes und wie sieht das Konzept des Landrats Achim Hütten in Sachen Abfallbeseitigung aus?
Wir alle hoffen sehr, dass im dritten Anlauf es gelingt, die Abfallmengen des Landkreises Mayen-Koblenz erfolgreich durch Ausschreibung an den Markt zu bringen. Ich bin sicher, dass dann auch künftig preiswerter entsorgt werden kann. Wir sollten gemeinsam weiter auf Müllvermeidung setzen und dann den Rest möglichst preisgünstig, auch thermisch, zu verwerten. Ökologisch und ökonomisch sinnvoll wäre sicher, wenn der Müll des Landkreises als Ersatzbrennstoff im Industrieheizkraftwerk im Werk Rasselstein zum Einsatz käme.

Herr Hütten gestatten Sie mir zum Abschluss die wichtige Frage: Wer wird Oberbürgermeister in Andernach?
Zunächst müssen wir die Landratswahl gewinnen - dann wird die Stelle ausgeschrieben. In der Sozialdemokratie in Andernach gibt es junge, engagierte, gut ausgebildete Männer und Frauen, die sich dieser Herausforderung sicher gerne stellen werden. Wer am Ende das Rennen macht, darüber möchte ich nicht spekulieren.

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